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Picky Eating: Warum manche Kinder wählerisch essen – und was Eltern tun können

Picky Eating bei Kindern

„Mein Kind isst nur Nudeln – ohne alles!“ oder „Gemüse wird grundsätzlich verweigert!“ – viele Eltern kennen diese oder ähnliche Aussagen. Wählerisches Essverhalten (auch „Picky Eating“ genannt) ist in Familien mit Kleinkindern keine Seltenheit. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und wie können Eltern mit Gelassenheit und Verständnis reagieren?


Was bedeutet „Picky Eating“?

Picky Eater sind Kinder, die sehr eingeschränkte Vorlieben beim Essen haben. Sie lehnen bestimmte Konsistenzen, Geschmäcker oder ganze Lebensmittelgruppen ab – oft dauerhaft. Typisch ist:

  • Eine starke Vorliebe für trockene oder neutrale Speisen (z. B. Toast, Nudeln, Cracker)
  • Ablehnung von Mischgerichten oder „wenn sich das Essen berührt“
  • Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen oder Texturen (z. B. glibberig, matschig)
  • Angst vor Neuem auf dem Teller (sogenannte Lebensmittel-Neophobie)

Ursachen von wählerischem Essverhalten

1. Sensorische Verarbeitungsprobleme

Kinder mit sensiblen Sinnen reagieren stark auf Geschmack, Geruch, Temperatur oder Konsistenz. Was für Erwachsene harmlos ist, kann für sie überwältigend oder sogar unangenehm sein. Ein Kind, das „keine Tomatenhaut im Mund erträgt“, reagiert nicht bockig – sein Nervensystem ist schlicht überfordert.

2. Entwicklung & Kontrolle

Kleinkinder entdecken gerade ihre Selbstwirksamkeit – und Essen ist ein Bereich, in dem sie „Nein“ sagen können. Das ist ein gesunder Entwicklungsschritt, kann aber zu Konflikten führen, wenn Eltern dagegen ankämpfen.

3. Stress & Druck

Wenn Essen zum Machtkampf wird, verschärft sich das Problem oft. Je mehr Druck ein Kind bekommt („Noch drei Löffel, dann…“), desto weniger entspannt ist das Essverhalten. Essen ist dann keine intuitive Handlung mehr, sondern eine emotionale Herausforderung.

4. Frühkindliche Reflexe

Auch nicht integrierte Reflexe können ein Grund sein – etwa der Spinal-Galant-Reflex, der die Haltung am Tisch erschwert, oder der Moro-Reflex, der bei Reizüberflutung durch Gerüche oder Konsistenzen aktiviert wird.


Was Eltern tun können – mit Herz, Geduld und System

Druck rausnehmen

Der wichtigste Schritt: Keine Belohnungen, kein Zwang, kein Drama am Tisch. Kinder sollen Essen mit Freude verbinden dürfen – nicht mit Stress.

Vorleben statt belehren

Essen ist ein soziales Erlebnis. Wenn Eltern genüsslich verschiedenes Gemüse essen, wirkt das mehr als jeder überredende Satz. Kinder lernen durch Beobachtung.

Sensorisches Erkunden zulassen

Erlaube deinem Kind, Essen mit den Händen zu erfühlen, daran zu riechen oder sogar nur anzusehen. Das ist Teil der sensorischen Verarbeitung. Der Weg vom Teller in den Mund darf länger dauern.

Vielfalt ohne Zwang

Biete regelmäßig neue Lebensmittel in kleinen Mengen an – ohne Erwartung, dass sie gegessen werden müssen. Manche Kinder brauchen 10–15 Begegnungen mit einem neuen Lebensmittel, bevor sie es probieren.

Strukturierte Essenszeiten

Ein klarer Rhythmus hilft dem Körper, Hunger und Sättigung besser wahrzunehmen. Auch eine angenehme Tischatmosphäre ohne Ablenkung (z. B. TV) ist unterstützend.

Reflexintegration & Ergotherapie

Wenn du den Verdacht hast, dass mehr dahinter steckt – wie z. B. sensorische Verarbeitungsstörung oder Restreflexe – kann eine gezielte Reflexintegration oder eine ergotherapeutische Abklärung sinnvoll sein.

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