Logo Doreen Schaefer Kids

Warum Bewegung für die Gehirnentwicklung entscheidend ist – Was Eltern über neuronale Reifung wissen sollten

Imagebild: Kinder beim Sport

Ein Kind sitzt wackelnd auf seinem Stuhl, steht ständig auf oder kann sich nicht lange konzentrieren – häufig wird dann an Erziehung, Willenskraft oder Disziplin gedacht. Doch viele dieser Verhaltensweisen haben eine gemeinsame Wurzel: ein unreifes Nervensystem.

Und der Schlüssel zur Reifung liegt erstaunlich oft in einem simplen, natürlichen Mittel: Bewegung.


Bewegung ist Gehirnnahrung

Kinder bewegen sich nicht einfach „aus Spaß“ – Bewegung ist ein biologischer Impuls, mit dem das Gehirn sich selbst strukturiert und organisiert. Jedes Krabbeln, Rollen, Hüpfen, Klettern oder Balancieren ist gleichzeitig eine Massage für das Nervensystem – und eine Einladung an das Gehirn, neue Verknüpfungen zu bilden.

🧩 Bewegung ist Lernen.
Bewegung trainiert nicht nur Muskeln, sondern auch die Fähigkeit zur Reizverarbeitung, Koordination, Aufmerksamkeit und Selbstregulation.


Wie Bewegung das Gehirn strukturiert

1. Sensorische Integration

Durch Bewegung werden Sinnesreize aktiviert – besonders aus dem vestibulären System (Gleichgewicht), dem propriozeptiven System (Körperwahrnehmung) und dem taktilen System (Berührung). Diese Reize helfen dem Gehirn, den Körper im Raum zu verorten und zu koordinieren – eine Grundvoraussetzung für Aufmerksamkeit und Lernen.

2. Hemisphärenvernetzung

Bewegungen, die beide Körperhälften überkreuzen (z. B. Krabbeln, Klettern, Tanzen), fördern die Zusammenarbeit der rechten und linken Gehirnhälfte – essenziell für Sprache, Lesen, Schreiben und logisches Denken.

3. Reflexintegration

Bewegung ist das natürliche Werkzeug, um frühkindliche Reflexe zu integrieren. Kinder, die sich ausreichend und vielfältig bewegen, helfen ihrem Gehirn, automatische Reflexmuster zu hemmen und höhere Funktionen zu entwickeln.

4. Selbstregulation und emotionale Stabilität

Bewegung reguliert das autonome Nervensystem. Sie baut Stresshormone ab, steigert das Bindungshormon Oxytocin und fördert Dopamin – den Neurotransmitter für Motivation und Freude.


Was passiert bei Bewegungsmangel?

Unsere heutige Welt ist geprägt von Sitzen, Bildschirmzeit, Sicherheitsdenken und Reizüberflutung. Schon im Säuglingsalter verbringen viele Kinder zu viel Zeit in Wippen, Autositzen oder Lauflernhilfen – ihre Bewegungsentwicklung wird ausgebremst.

Das Ergebnis:

  • Unintegrierte Reflexe
  • Schlechte Körperhaltung
  • Konzentrationsprobleme
  • Emotionale Instabilität
  • Auffälligkeiten im Sozialverhalten

Ein Kind, das nicht balancieren kann, wird sich auch beim Schreiben schwer tun. Ein Kind, das seinen Körper nicht spürt, kann sich nicht gut regulieren. Das ist keine Erziehungsfrage – sondern eine Frage der Reife.


Was Eltern tun können – mit einfachen Mitteln Großes bewirken

Viel Bodenzeit von Anfang an
Schon im ersten Lebensjahr ist freie Bewegung auf dem Boden (ohne Sitzhilfen) entscheidend für Reflexentwicklung und Gehirnreifung.

Tägliche, vielseitige Bewegung
Klettern, Krabbeln, Hüpfen, Balancieren, Springen, Schaukeln – diese Bewegungsformen sind wie „Nahrung“ fürs Gehirn. Mindestens 2 Stunden pro Tag sind ideal – gern in freier Natur.

Überkreuzbewegungen fördern
Bewegungen, die die Körpermitte kreuzen (z. B. Arme beim Gehen schwingen, Tierbewegungen, Tanzen), fördern die Hirnvernetzung.

Langeweile zulassen
Kinder brauchen Momente ohne Programm, um selbst in Bewegung zu kommen. Aus Langeweile entsteht oft die kreativste und natürlichste Bewegung.

Reflexintegration gezielt einbauen
Durch einfache, wiederholte Übungen lassen sich auch im Alltag frühkindliche Reflexe nachreifen – besonders bei Kindern, die sich schwer tun mit Koordination, Reizverarbeitung oder emotionaler Regulation.


Bewegung ist kein „Extra“ – sie ist Voraussetzung

Wer Kindern heute etwas wirklich Gutes tun will, schenkt ihnen nicht (nur) mehr Förderung, sondern mehr Bewegungsspielraum.
Denn jedes gut vernetzte Gehirn beginnt mit einem gut bewegten Körper.


Fazit

Bewegung ist die Sprache des kindlichen Gehirns. Sie formt, integriert, beruhigt und aktiviert – und zwar auf allen Ebenen: motorisch, emotional, sozial und kognitiv.

Bewegung ist keine Belohnung nach dem Lernen.
Bewegung ist Lernen.

Das könnte dich auch interessieren

30. Mai 2025
Warum frühkindliche Reflexe unser Verhalten beeinflussen – und was wir dagegen tun können

Wutausbrüche, Ungeschicklichkeit, Konzentrationsprobleme – viele Eltern kennen diese Herausforderungen im Alltag mit Kindern. Was jedoch oft übersehen wird: Hinter solchen Auffälligkeiten können frühkindliche Reflexe stecken, die noch aktiv sind.

Mehr erfahren...
6. Juni 2025
Reflexintegration bei Kindern mit Down-Syndrom: Chancen und Herausforderungen

Kinder mit Trisomie 21 (Down-Syndrom) bringen von Geburt an ihre ganz eigenen Stärken, Bedürfnisse und Entwicklungsthemen mit. Eine oft übersehene Facette ist die Rolle frühkindlicher Reflexe – und wie ihre fehlende Integration bestimmte Herausforderungen verstärken kann. Warum Reflexe bei Trisomie 21 besonders relevant sind Kinder mit Down-Syndrom haben häufig ein hypotones Nervensystem, d. h. eine herabgesetzte […]

Mehr erfahren...
10. Juni 2025
Die Rolle des Mororeflexes bei emotionaler Regulation – Wie dieser Schreckreflex Gefühle steuert

Ein Kind rastet scheinbar ohne Vorwarnung aus. Es schreit, weint, klammert sich panisch an die Bezugsperson oder zieht sich plötzlich komplett zurück. Diese emotionalen Reaktionen wirken für Außenstehende oft überzogen – doch sie haben häufig einen tieferen, körperlich verankerten Ursprung: den Moro-Reflex. Was dieser Reflex mit emotionaler Regulation, Stressverarbeitung und sogar zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun […]

Mehr erfahren...
24. Juni 2025
Bindungsoptimierung in Familien – Wie Eltern die Verbindung zu ihren Kindern stärken können

Bindung ist mehr als Nähe – sie ist das emotionale Fundament, auf dem Kinder ihre Welt entdecken. Eine sichere Bindung schenkt Schutz, Selbstvertrauen und emotionale Stabilität. Und auch wenn es manchmal herausfordernd ist: Die gute Nachricht ist – Bindung ist kein statisches Konstrukt, sondern etwas, das sich ständig weiterentwickeln kann. Auch (oder gerade) wenn der […]

Mehr erfahren...
27. Juni 2025
Sensorische Probleme bei Kindern – wenn die Welt zu laut, zu kratzig oder zu viel ist

Ein T-Shirt-Etikett wird zum Drama. Die Zahnbürste fühlt sich „komisch“ an. Das Kind zuckt zusammen, wenn jemand den Wasserhahn aufdreht – oder es scheint Geräusche zu überhören, die für andere längst zu laut sind. Sensorische Probleme bei Kindern sind weit verbreitet und werden doch häufig übersehen oder missverstanden. Doch was steckt dahinter? Und wie können […]

Mehr erfahren...
1. Juli 2025
Reflexintegration als Prävention – Warum sie schon im frühen Kindesalter hilfreich ist

Frühkindliche Reflexe sind faszinierend – sie helfen Babys beim Überleben, der Geburt und dem Start ins Leben. Doch was oft unterschätzt wird: Wenn diese Reflexe nicht zur richtigen Zeit integriert werden, können sie später zu erheblichen Herausforderungen führen. Die gute Nachricht: Wir können frühzeitig etwas tun. Reflexintegration ist nicht nur eine Intervention bei Problemen – […]

Mehr erfahren...
8. Juli 2025
Warum Bewegung für die Gehirnentwicklung entscheidend ist – Was Eltern über neuronale Reifung wissen sollten

Ein Kind sitzt wackelnd auf seinem Stuhl, steht ständig auf oder kann sich nicht lange konzentrieren – häufig wird dann an Erziehung, Willenskraft oder Disziplin gedacht. Doch viele dieser Verhaltensweisen haben eine gemeinsame Wurzel: ein unreifes Nervensystem. Und der Schlüssel zur Reifung liegt erstaunlich oft in einem simplen, natürlichen Mittel: Bewegung. Bewegung ist Gehirnnahrung Kinder […]

Mehr erfahren...
15. Juli 2025
Wie unintegrierte Reflexe den Schulalltag erschweren – Wenn der Körper nicht zur Ruhe kommt

Viele Kinder starten voller Neugier in die Schule – und geraten doch schnell an ihre Grenzen. Sie haben Schwierigkeiten, still zu sitzen, sich zu konzentrieren oder ihre Gedanken zu sortieren. Manchmal wirken sie unaufmerksam, fahrig oder überfordert. Doch was, wenn hinter diesen Herausforderungen kein Mangel an Motivation steckt – sondern ein noch unreifes Nervensystem?Was, wenn […]

Mehr erfahren...
22. Juli 2025
Picky Eating: Warum manche Kinder wählerisch essen – und was Eltern tun können

„Mein Kind isst nur Nudeln – ohne alles!“ oder „Gemüse wird grundsätzlich verweigert!“ – viele Eltern kennen diese oder ähnliche Aussagen. Wählerisches Essverhalten (auch „Picky Eating“ genannt) ist in Familien mit Kleinkindern keine Seltenheit. Doch was steckt eigentlich dahinter? Und wie können Eltern mit Gelassenheit und Verständnis reagieren? Was bedeutet „Picky Eating“? Picky Eater sind […]

Mehr erfahren...
Doreen Schaefer Kids
Praxisnahe Aus- und Weiterbildungen für Eltern, Therapeuten und Fachkräfte. Entdecke moderne Trainingsmethoden und individuelle Lösungen – für ein noch entspannteres Familienleben.
Standort Freilassing
Hauptstraße 28
83395 Freilassing
Doreen Schaefer 228 Bewertungen auf ProvenExpert.com
Logo FacebookLogo Instagram
© Doreen Schaefer